Mega-Teleconverter - Selbstgebaut!
Der Erwerb des Spiegelteleskopes hat die Begeisterung meine
Teleconverter noch weiterzuentwickeln nicht gerade gefördert.
;-)
Daß ein "richtiges" Teleskop auf einer äquatorialen
Montierung natürlich bessere Ergebnisse liefert, als die im
folgenden beschriebenen Eigenbauten auf einem Fotostativ sollte
jedem klar sein. Insofern werden künftige Erweiterungen und
Verbesserungen vorrangig dem Teleskop zu Gute kommen und weniger
den im Folgenden beschriebenen Aufbauten.
Verbesserungsvorschläge sind natürlich weiterhin immer
willkommen!
Im ersten Abschnitt dieses Artikels sind die Grundlagen sowie die ersten Erfahrungen beschrieben, im unteren Abschnitt sind die letzten Erweiterungen und Verbesserungen beschrieben...
Da ich den Aufbau betreffend immer wieder Anfragen bekomme, hier eine zusammenfassende Kurzinfo zum Thema Teleconverter. Bitte erst lesen, dann fragen!
Die Grundlagen, ersten Versuche, Beschreibung des Aufbaus:
Hier ist die Beschreibung zu den ersten beiden Teleconvertern die ich gebaut habe.
Inzwischen kann ich zusätzlich zu dem unten im Text erwähnten noch folgende Tips geben:
Abb.1 Converter "A". Von links nach rechts: 1:4/200mm, Abwasserrohr,
1:2,8/24mm, 46/49mm Adapterring. Dies ergibt einen Vergrößerungsfaktor von 200:24=8.3.
Abb.2 Converter "B" mit Zoom, von links nach rechts:
durchbohrter M42-Deckel, 1:2,8/28mm, Plastikrohr, 1:3,5/85-205mm Zoom.
Vergrößerungsfaktor: 3,0-7,3
Allgemeine Infos zu Teleconvertern an Digitalkameras
Da die derzeit "bezahlbaren" Digitalkameras alle festeingebaute Objektive besitzen, bleibt nur der Einsatz eines Teleconverters, wenn der Zoombereich nicht ausreicht.
Falls zu einer Digitalkamera überhaupt ein solcher Converter angeboten wird (eingebautes Filtergewinde vorausgesetzt!), dann beschränkt sich die Brennweitenverlängerung meist auf den Faktor 1,4 , 1,7 oder 2,0, wobei mit steigender Brennweite der Preis zunimmt und die erreichbare Qualität abnimmt.
Falls also der angebotene Converter nicht ausreicht oder falls er dem Anwender für die "magere" Vergrösserung des Zoombreichs zu teuer ist, bleiben einem folgende Möglichkeiten:
Der Aufbau von Teleconvertern
Das Rezept:
Man nehme 2 Objektive (stark) unterschiedlicher Brennweite, setze
das Kurzbrennweitige direkt vor die Kameralinse und das
Langbrennweitige in einem geeigneten Abstand davor.
..So einfach ist die Theorie, etwas komplizierter wird es aber doch, wenn man das in die Praxis umsetzen will. Hier einige (hoffentlich) nützliche Ratschläge:
Einen Nachteil der Digitalkameras mit all den genannten
Convertern ist, dass der eingebaute optische Sucher höchstens
noch als grobes "Zielfernrohr" benutzt werden kann
(Ausnahme: echte Spiegelreflex-Digitalkameras).
Die eigentliche Fokussierung muß anhand des eingebauten
LC-Monitors mit seiner doch recht begrenzten Auflösung erfolgen,
was durchaus etwas Übung und Experimentierfreudigkeit erfordert!
Was man benötigt und worauf man beim Kauf achten sollte:
Da gute Objektive sehr teuer sind, sollte man auf alle Fälle
nach leicht defekten Optiken Ausschau halten, das senkt den Preis
enorm! Fotobörsen oder auch Online-Auktionen sind hier sehr zu
empfehlen. Mit 1,- bis ca. 50,- Euro je Objektiv ist man dabei,
jenachdem, ob es für fotografische Zwecke noch brauchbar ist
oder nicht: eines mit verbogenem Kameraanschluß wäre sicher ein
Schnäppchen (vorausgesetzt es läßt sich nicht zu einem
vernünftigen Preis reparieren).Wenn dagegen "nur" die
Blende verharzt ist, wird es sicher teurer, weil man das in
vielen Fällen selbst reparieren kann.
Es müssen nicht gleich die hochwertigsten Linsen von den
Marktführern sein, denn die optische Qualität solcher Objektive
wird dieser einfache, selbstgebaute Converter sicher nicht voll
ausnutzen können.
Es sei aber nochmals darauf hingewiesen, dass Linsen mit
Pilzbefall oder Kratzern (v.a. auf der rückseitigen Linse!)
sicher die Bildqualität beeinträchtigen werden, man sollte hier
also auch nicht zu sehr am Material sparen!
Der Stepring muß auch nicht das neueste Modell sein, sein
Innengwinde wird nicht gebraucht, es muß für die Verbindung zum
Objektiv sogar 3 oder 4 mal durchbohrt werden!
Das Außengewinde muß freilich völlig in Ordnung sein, damit
nicht das Gewinde an der Kamera beschädigt wird.
Der Zusammenbau:
Zuerst sollte man die Verbindung zwischen Kameragewinde und hinterem Objektiv herstellen, dann ist es nachher einfacher, den richtigen Abstand zwischen den Objektiven zu ermitteln.
Es gibt prinzipiell 2 Möglichkeiten dies zu realisieren:
Abb. 3 Converter "A": Hier ist der 46 auf 49mm Adapterring zu sehen.
Er ist mit 3Stück M2-Schrauben am Objektiv befestigt.
Abb. 4 Converter "B": auf das Teleobjektiv ist ein durchbohrter Rückdeckel aufgeschraubt, der genau in das Plastikrohr paßt. Ggf. kann man die Anordnung durch Schrauben gegen versehentliches Lösen sichern.
Abb. 5 Converter "B": Genauso wie beim Converter "A" paßt auch hier das Weitwinkelobjektiv genau ein das Plastikrohr (siehe Abb. 7)
Abb.6 Converter "B": auf das Weitwinkel ist hinten ein M42-Rückdeckel aufgeschraubt, so dass das Objektiv nicht umgebaut werden muß. Der Außendurchmesser des verwendeten Deckels paßt genau in das Gewinde eines 46mm-Filters, wo diese Anordnung wahlweise nur hineingedrückt (nur für erste Tests zu empfehlen) oder festgeschraubt wird.
Erster Test:
Ist das "kurze" Objektiv nach einer der oben erklärten Methoden ausreichend stabil mit der Kamera verbunden, so kann man erste Tests wagen:
Die Kamera wird auf max. Telestellung gefahren (dies ergibt
max. Vergrößerung und minimale Vignettierung!) und auf einem
Tisch mit einem Kissen als Unterlage so ausgerichtet, dass ein
möglichst weit entfernter Punkt (>100m) mit kräftigen
Kontrasten angepeilt wird. Sofern noch nicht geschehen, wird das
kurze Objektiv auf unendlich gestellt und dessen Blende ganz
geöffnet (gleich beides gegen versehentliches Verstellen mit
einem Klebeband fixieren!).
Die Kamera kann auf "Autofocus" bleiben, ideal wäre
es, einen "mittleren" Entfernungswert fest einzustellen
(wenn möglich; bei der Olympus 2,5m), so kann der Autofokus der
Kamera im späteren Betrieb eventuelle Fehler in der Fokussierung
noch geringfügig ausgleichen.
Das "lange" Objektiv wird so eingestellt, dass es in
etwa der wirklichen Entfernung zum angepeilten Punkt entspricht.
Die Blende muss auch offen sein und sollte ebenfalls fixiert
werden..
Nun kann man es mit ca. 5-8cm Abstand vor die Kamera mit dem
angeschraubten Weitwinkel-Objektiv halten und durch verschieben
nach vorn und hinten versuchen, auf dem Kameramonitor
scharfzustellen. Da dies sehr mühsam ist und man ständig wieder
verwackelt, sollte man es auf ein zweites Kissen legen und zwar
so, dass die optischen Achsen genau in einer Linie verlaufen
(ggf. noch Bücher zum Höhenausgleich verwenden...).
Nun fällt das fokussieren durch vorsichtiges verschieben des
Kissens schon leichter. Glaubt man die richtige Einstellung
gefunden zu haben, sollte man nochmals den Auslöser der Kamera
antippen (wenn Autofokus gewählt wurde), damit man sicher sein
kann, den richtigen Abstand der Objektive gewählt zu haben.
Jetzt - ohne am Aufbau etwas zu ändern - den Abstand der beiden
Objektive mit einer Schieblehre abmessen (und merken/skizzieren
an welchen Stellen man gemessen hat!).
Zur Probe kann man das ganze noch mal mit einem näheren Punkt
(z.B. 10m) wiederholen, das vordere Objektiv muß freilich auf
diese Entfernung eingestellt werden.
Der nun gemessene Abstand wird sicherlich vom vorherigen um
einige mm abweichen, das ist aber ganz normal - die Skala auf dem
Objektiv wird selbst bei noch so exaktem Aufbau nicht über den
ganzen Bereich korrekt sein.
Hauptsache ist, dass man auf unendlich fokussieren kann, man
sollte also beim ersten Test nicht ganz nach unendlich drehen,
auch wenn der "Mess-Punkt" gut 100m oder mehr entfernt
war und dies bei dem verwendeten Objeitv bereits unendlich
entspricht.
Bearbeitung des Rohres
Hat man nun die richtige Einstellung gefunden, wird das
Kunststoffrohr angepasst. Dabei muß man freilich beachten, wie
weit die Objektive vorn und hinten in das Rohr hineingeschoben
werden können. Sicherheitshalber sollte man das Rohr erst ca.
3mm zu lang absägen - so hat man noch genügend Spielraum für
Korrekturen:
Der Schnitt muß mit einer groben Feile zuerst begradigt werden,
so dass der Schnitt wirklich senkrecht zum Rohr verläuft. Dies
ist wichtig, damit die Objektive nachher in einer Linie und nicht
gegeneinander verkippt sind!
Ggf. muß noch mit Feile und Schmirgelpapier nachgearbeitet
werden, damit der Rohrdurchmesser beidseitig auf die Objektive
bzw. den Deckel paßt. Es ist auch möglich das Rohr durch
erwärmen auf das Objektiv "aufzuschrumpfen".
Allerdings kann es dann passieren, dass man es nicht mehr
herunterbekommt, ohne dass es zerstört werden muss.
Auch bei diesem Arbeitsschritt sollte wieder darauf geachtet
werden, dass kein Staub in die Objektive gelangt: also das Rohr
vom Objektiv unbedingt abziehen, bevor man daran herumfeilt!
Abb. 7 Converter "A": Mit etwas Glück findet man ein Objektiv, dass sich genau in das Rohr einschieben läßt (oder umgekehrt). Dies erspart viel Arbeit und das Rohr/Objektiv muß nicht (oder nur wenig) bearbeitet werden.
Abb. 8 Converter "A": Ein bisschen Feilen und Sägen war am Plastikrohr hier schon nötig, damit es paßt. Dann kann das Rohr straff über das Bajonett geschoben werden. Für besseren Halt sollten noch 3 kleine Schrauben angebracht werden, damit es nicht versehentlich herunterfallen kann.
Nun kann die Anordnung zusammengesteckt/schraubt und für den
erstes Test ggf. mit Klebeband fixiert werden. Jetzt wird nochmal
getestet, ob man zuvor richtig gemessen hat!
Also an die Kamera schrauben, nacheinander auf verschieden weit
entfernte Punkte ausrichten und austesten, ob die Fokussier-Skala
am vorderen Objektiv einigermaßen paßt. Sollte unendlich schon
in der Mitte der Skala scharf abgebildet werden, so sollte das
Rohr auf jeden Fall nochmals etwas gekürzt werden, aber wirklich
nur wenig, ca. 1,5mm. Am besten zeichnet man das mit einem
Folienstift am Rohr an und feilt dann solange, bis die Markierung
ringsherum gerade weg ist.
Dann testet man erneut!
Kann man dagegen nicht auf unendlich fokussieren, so war die
Arbeit umsonst und man muss mit einem neuen Rohrstück neu
anfangen - diesmal dann lieber etwas länger als nochmals zu kurz
:-)
Wenn alles in Ordnung ist, kann an dem Rohr noch ein
Stativgewinde angebracht werden, was die spätere Anwendung
erleichtert.
Abb. 9 Converter "A": Das Adapterstück des Abwasserrohrs: links ist es über das Bajonett des Tele, rechts über das ganze vordere Teil des WW-Objektivs geschoben. Es fehlen aber noch die Schrauben, um das Tele mit dem Rohrstück sicher zu verbinden!
Die Erfahrung hat gezeigt, dass man spätestens dann mit dem
Kürzen des Rohres aufhören sollte, wenn die
unendlich-Fokussierung bei der letzten eingravierten Meterangabe
erreicht wird. Schnell kann es passieren, ist das Rohr plötzlich
ein paar Zehntel zu kurz ist und man noch mal neu anfangen muß!
Es ist daher am einfachsten und sinnvollsten auf die alte Skala
einen Papierstreifen zu kleben, den man dann empirisch mit einer
neuen Entfernungsskala versieht. Dass man evtl. über unendlich
hinaus fokussieren könnte (das macht freilich keinen Sinn), ist
dann kaum störend.
Wenn alles passt, sollte das Rohr noch beidseitig fest mit den Objektiven verbunden werden, damit diese nicht versehentlich verrutschen oder gar herunterfallen können.
Bei der Montage des fertigen Converters an die Kamera ist
Vorsicht geboten! Der Vorsatz wird sicherlich schwerer als die
ganze Kamera sein und das Filtergewinde auf Kameraseite ist
sicher nicht für eine solche Belastung ausgelegt!
Auf jeden Fall sollte man im zusammengeschraubten Zustand beides
festhalten: mit der linken Hand den Converter unterstützen, mit
der Rechten die Kamera halten und bedienen. Als Zusatz empfiehlt
es sich, an dem Converter eine Stativschelle anzubringen und
daran den Converter über eine Schiene mit 2 Stativschrauben
zusätzlich an der Kamera zu befestigen. ..sowas gibts auch
fertig als "Objektivstütze" zu kaufen.
Viel Spass beim basteln+fotografieren!
Ergänzungen... Die aktuelle "Ausbaustufe":
Inzwischen habe ich meine Converter-Sammlung erweitert:
Für das 500mm Beroflex-Teleobjektiv habe ich zwei Adapter
gebaut, die sich direkt an den T-2 Anschluß des Tele und auf der
anderen Seite an die Digitalkamera anschrauben lassen.
Dadurch muß das Tele nicht umgebaut werden und es kann so
trotzdem noch für seinen ursprünglichen Verwendungszweck an der
Spiegelreflexkamera oder zusammen mit einem Okular als Fernrohr
(siehe Fernrohradapter)
verwendet werden.
Fotos der zwei neuen Adapter:
Abb. 10 - 21-fach Converter, Typ "D" an das 500mm Tele geschraubt.
Das 24mm Weitwinkel habe ich hinten mit einem Stepring versehen, so dass es direkt an die Kamera geschraubt werden kann. Dieses Objektiv war samt dem Kunststoffrohr schon beim Converter Typ "A" (siehe Abb. 1, 3 und 7 unten) im Einsatz und konnte für die Montage am 500mm Teleobjektiv direkt weiterverwendet werden.
Um die Verbindung zum Tele herzustellen habe ich einen M42 Zwischenring in das Kunststoffrohr eingeschraubt.
Das M42 (Steigung 1mm) Gewinde des Zwischenrings passt zwar nicht ganz zum T-2 Gewinde (M42x0,75) des Tele, aber wenn man es vorsichtig und nur 1 1/2 Umdrehungen aufschraubt dann wird das Gewinde nicht beschädigt und es hat trotzdem ausreichenden Halt.
Abb. 11 - Hier ist nochmal das Adapterstück Typ "D": links das 24mm Objektiv im Kunststoffrohr, rechts der M42 Zwischenring.
Abb. 12 - 9-fach Teleconverter Typ "C". Die Montierung ist fast gleich wie beim Typ "D": M42 Zwischenring in Kunstsoffrohr geschraubt, Kunstsoffrohr in das Filtergewinde des 55mm Objektivs geschraubt, durchbohrter M42-Deckel auf das Objektiv geschraubt und it Heisskleber einen UV-Filter auf den Deckel geklebt. Damit das ganze etwas schöner aussieht habe ich es mit Schrumpfschlauch überzogen.
Abb. 13 - Von vorne in den Adapter Typ "C" geschaut.
Beispielbilder, die ich mit diesen drei Convertern gemacht habe, sind in der Galerie zu finden!
Hinweis:
http://members.xoom.com/trinidad/C2000/home-made-tele.htm
[Der Link ist tot!]
Nach diesem Vorbild habe ich obige Converter aufgebaut,
allerdings verwende ich das "kurze" Objektiv
"richtigherum", das ergibt meines Erachtens nach
bessere Ergebnisse. (siehe auch meine "Links"-Seite!)
(c)
06.09.2003, URL: http://www.emling.de
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