Einen Fernrohr-Adapter z.B. für eine "Wundertüte" (Beroflex 8/500) selberbauen!
Abb. 1: Hier ist der fertige Aufbau zu sehen: das grüne 8/500 Beroflex, dahinter das graue Kunsttoffrohr mit Deckel und dem schwarzen Okular.
Die Stativschelle des Beroflex ist nicht nur Dekoration, ohne stabiles Stativ ist die Anordnung kaum zu gebrauchen!
Ein 500mm Objektiv (oder mehr...) ist in der
"analogen" Fotografie manchmal schon ganz nützlich,
aber meistens liegt es doch nur unbenutzt herum.
Dann bietet es sich doch an, es direkt vor der "eigenen
Linse" zu benutzen, naemlich als Fernrohr.
Aber auch reine Digitalkamerabesitzer, die (leider?) in den meisten Fällen nichts mit Wechselobjektiven am Hut haben, bleibt diese Anwendung nicht verschlossen: Einerseits kann so ein 500er wunderbar zusammen mit einem kurzbrennweitigem Objektiv als Teleconverter für die Digitale dienen, andererseits sind die Objektive dieser Baureihe (es wird/wurde meinseswissens von vielen verschiedenen Herstellern fabriziert) v.a. gebraucht sehr günstig zu bekommen, so dass es evtl. auch dann die Anschaffung wert ist, wenn man es nur als Fernrohr verwenden will.
Im Grunde ist das hier nichts anderes, als der
an anderer Stelle von mir beschriebene Teleconverter, nur haben Kamera und Auge sehr unterschiedliche
Anforderungen an die Austrittspupille (Durchmesser des
austretenden Lichtstrahls) eines solchen Konverters:
Die Kamera braucht - je nach Objektiv und Brennweite - gut und
gern 2-3cm Durchmesser um nicht zu vignettieren, das Auge
begnügt sich, wenn man nah genug rangeht - schon mit gut 1mm.
Das ermöglicht es auch sehr sehr kurze
Brennweiten, wie sie z.B. bei Okularen für Mikroskope vorkommen,
einzusetzen.
Der Vorteil ist klar: Bei Kamera-Objektiven wirds bei kurzen
Brennweiten immer lichtschwächer was u.a. auch einen geringen
Durchmesser der hinteren Linse zur Folge hat. (bzw. es wird sehr
viel teurer, wenn man ein sehr lichtstarkes Weitwinkel will), so
dass man hier schnell an eine Grenze stößt. ein1:2,8/24mm
dürfte das "kleinste" sein, was man bei einem
gebrauchtes Noname-Objektiv noch als bezahlbar ansehen darf.
Das ergibt freilich mit den 500mm zusammen schon eine enorme
Vergrößerung von ca. 20-fach. Wer das ausprbieren will, der sei
auf den Teleconverter-Selbstbau
verwiesen!
Aber auch einer Kombi-Nutzung steht nichts im Wege, denn das Objektiv muß nicht umgebaut oder beschädigt werden, so dass es einmal an der "analogen" Kamera als Tele arbeitet, ein andermal seine Arbeit zusammen mit einem kurzbrennweitigem Objektiv als Teleconverter für die Digitale verrichtet und letztendlich kann es mit dem hier beschriebenen Aufsatz auch noch als Fernrohr verwendet werden!
Auf dieser Seite widme ich nun speziell dem Bau eines Fernrohr-Vorsatzes:
Ein 6mm-Okular liefert am 500mm immerhin eine
Vergrößerung von gut 80-fach - wahnsinn!
Aber auch 12mm sind eigentlich schon gut ausreichend, zumal die
Bildqualität damit besser ist.
Es wäre freilich schön, diese wahnsinns-Vergrößerung auch an
der Kamera nutzen zu könen, aber wie bereits erwähnt, braucht
die Kamera einen größeren "Strahldurchmesser", was
ein Okular dieser Brennweite einfach aufgrund seiner Bauweise
nicht liefern kann. Dem Auge reicht das aber aus - denn dafür
ist das Okular schließlich auch konstruiert worden!
Da gute Okulare auch nicht gerade zu den Billigprodukten zählen,
sollte man sich auch hier erstmal auf dem Gebrauchtmarkt umsehen.
Die Brennweite spielt keine allzugroße Rolle, zwischen 4mm und
ca. 25mm ist alles einsetzbar, wobei kleinere Brennweite mehr
Vergrößerung und weniger Bildqualität bedeutet!
Der Aufbau unterscheidet sich prinzipiell nicht viel vom Teleconverter, allerdings sind einige Details zu beachten:
Zum Aufbau:
Abb.2: Der Fernrohradapter. Links das Okular (schwarz), das in den durchbohrten 40mm-Deckel (grau) geschraubt ist. Der Deckel paßt genau in die Dichtung des 40mm-Rohres(grau) , welches von wiederum so aufgeweitet wurde, dass es auf das T-2/M42-Gewinde des Objektivs paßt.
Ich gehe hier von der "Wundertüte" Beroflex 8/500 aus, jedes andere Extremtele oder auch Spiegeltele ist prinzipiell freilich genauso geeignet!
Das 8/500 hat meineswissens in der
Standardausführung immer ein T-2 Gewinde (=M42 x 0,75mm). Das
ist übrigens nicht das selbe, wie ein "M42-Gewinde"
(=M42 x 1,0mm)). Sollte man doch ein Objektiv mit M42 Gewinde
haben, so ist das in diesem Fall auch völlig ohne Belang, das
geht freilich ganz genauso!
Auch Bajonett-Anschlüsse sind prinzipiell verwendbar, evtl. wird
dann die Verbindung etwas komplizierter, vielleicht läßt sich
bei der Beschreibung des Teleconverters eine Anregung für den Aufbau finden.
Als Verbindungsstück kommt hier (genauso wie
beim Teleconvertert) ein graues PP-Abwasserrohr zum Einsatz:
Ein gerades Rohrstück mit 40mm Durchmesser: Länge beliebig, es
wird nur das hintere, etwas díckere Teil mit der Dichtung
benötigt, wo man normalerweise das nächste Rohr zur Verbindung
hineinschiebt.(Kostenpunkt: ca. DM 2,-)
Ein 40mm Verschlußdeckel wird als Halterung für das Okular
benötigt, dieser wird dann in die Gummidichtung geschoben,
wodurch er schon genug Halt hat und auch gleich als
Längenausgleich dienen kann, wenn man beim Absägen des Rohres
nicht exakt die korrekte Länge erreicht hat.
Abb. 3 Die Einzeltile vor dem Zusammenbau: links das vordere Teil des Okulars mit der Optik, dann der graue 40mm-Deckel, der passend für den Durchmesser des Okular-Gewindes durchbohrt wurde. Dann der blanke Metall-Tubus des Okulars. Ganz rechts das zugesägte 40mm Rohr mit der Dichtung, die den Deckel samt Okular in der gewünschten Position hält.
Die benötigte Länge des Rohres hängt von der
Brennweite und der Art der Montage des Okulars ab, es sind ca.
4-5cm.
Man muß das auf jeden Fall vorher ausprobieren aud abmessen:
Das Tele aufs Stativ schrauben, auf ein Objekt
bekannter Entfernung ausrichten (ideal: Mond = unendlich), auf
diese Entfernung einstellen und dann das Okular so dahinterhalten
dass die Abbildung fürs Auge scharf ist.
Diesen Abstand ausmessen und notieren.
Dann muß man noch bedenken, dass man den Deckel nicht ganz in
das Rohr einschieben kann, das Rohr muß also ca. 3-4mm kürzer
sein als der vorher gemessene Wert. Dieser Wert ist aber wegen
der Verschiebbarkeit des Deckels in der Dichtung nicht so
kritisch, zu kurz ist in diesem Fall unproblematisch. (Achtung:
beim Teleconverter ist ein zu kurzes Rohrstück sehr wohl ein
Problem!)
Meine Okulare ( "Kellner", 6mm bzw.
12mm) haben vorne noch einen aufgeschraubten Metall-Tubus, der
gleich als Montagemöglichkeit am Deckel genutzt werden kann:
Tubus abschrauben, Durchmesser des Gewindes messen, zentrisch(!)
ein passendes Loch in den Deckel sägen/feilen, Okular von außen
in den Deckel drücken und innen den Tubus als Mutter
aufschrauben - fertig ist die Montage des Okulars.
Hat man mehrere Okulare unterschiedlicher Brennweite, dann kann
man gleich mehrere solcher Deckel damit ausstatten, die man dann
schnell und einfach gegeneinander austauschen kann.
Das Kunststoffrohr ist nun noch im Durchmesser ca. 1/2mm zu klein, um es auf das T-2 (oder M42) Gewinde aufschieben/-schrauben zu können. Mit einer Rundfeile ist dies aber schnell geschafft, so dass man das Rohr stramm auf das Gewinde aufschrauben kann - eine zusätzliche Befestigung ist dann nicht mehr nötig, man sollte das Okular aber dennoch nicht als "Henkel" zum herumtragesn des Fernrohres missbrauchen :-)
Nun wird der Deckel mit dem Okular in das Rohr
hineingeschoben, bis die Entfernungsskala auf dem Tele mit der
Wirklichkeit übereinstimmt (es muss nicht exakt sein, Hauptsache
man kann auf unendlich scharfstellen!).
Ggf. kann man diese Position des Deckels noch mit Heißkleber
fixieren, damit wirklich nichts mehr verrutschen kann. Hat man
mehrere Okulare zum austauschen so sollte man stattdessen die
korrekte Position auf jedem Deckel mit einem wasserfesten Stift
markieren.
Und schon ist das Fernrohr fertig. Wenn das
Objektiv dann doch wieder einmal an der ("analogen")
Kamera benutzt werden soll, muß man das Kunsttoffrohr einfach
abschrauben.
Für Brillenträger empfiehlt es sich, am Okular einen
(selbstklebenden) Ring aus weichem Gummi anzubringen, um ein
verkratzen des Glases zu verhindern.
Viel Spaß mit dem Fernrohr!
Noch ein wichtiger Hinweis:
Niemals mit einem Teleskop/Fernrohr/Fernglas in
die Sonne schauen,
dies würde irreparable Augenschäden verursachen!
Auch die Betrachtung des Mondes kann bei diesem Aufbau schon als
zu hell empfunden werden. Ein neutraler Graufilter vor dem
Objektiv kann hier durchaus eine Verbesserung bringen!
(c)
, 06.09.2003, URL: http://www.emling.de
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