Samtauskleidung eines Teleskops
Fast alle Teleskope sind im Inneren mit einem
matt schwarzen Lack gestrichen, um Reflexionen des Streulichtes
zu dämpfen. Unter einen flachen Einfallswinkel jedoch wirkt auch
der matteste Lack recht stark reflektierend.
Da sich Streulicht negativ auf den Kontrast auswirkt, ist es
sinnvoll weitere Maßnahmen zu ergreifen, um das Streulicht so
stark wie möglich zu mindern.
Eine Möglichkeit Streulicht weitgehend abzuhalten ist eine Taukappe, die vorn auf das Teleskop gestüplt wird. Diese muß im Inneren natürlich auch matt schwarz sein, um so viel Licht wie möglich zu schlucken, leider sind diese als Originalzubehör meist unverschämt teuer.
Oft wird empfohlen, matt schwarzen Lack mit Sand zu mischen und damit das Rohr innen anzustreichen. Die dadurch entstehende rauhe Oberfläche wirkt auch dann aus einem flachen Winkel wenig reflektierend, jedoch kann der Sand im Laufe der Zeit herausbröseln und auf den Hauptspiegel fallen, so daß dieser verschmutzt und evtl. beschädigt wird. Das ist also nicht so ideal.
Besser ist es dagegen die innere Wand des
Teleskops und des Okularauszugs mit schwarzem Samt zu bekleben.
Die feinen "Härchen" sorgen für eine unebne
Oberfläche, was das Licht besonders gut schluckt. Außerdem kann
der Stoff Feuchtigkeit aufsaugen, so daß der Spiegel nicht so
leicht beschlägt, man bekommt also quasi eine Taukappe ohne daß
das Teleskop länger wird.
Leider hat Samt auch einen Nachteil: Wenn man die Schnittkanten
nicht sehr sauber vernäht (oder verklebt) fusselt es
schrecklich, was auch wieder den Kontrast verschlechtert, wenn
sich die Fussel mit der Zeit auf dem Spiegel ansammeln.
Aber es gibt Abhilfe: In Baumärkten und Bastlerläden sind
selbstklebende Dekorfolien erhältlich (z.B. von Alkor) , unter
anderem auch in samtartigem, matten schwarz. Da es sich hierbei
um reines Kunststoffmaterial handelt, ist die Fusselgefahr
weitaus geringer. Der Preis liegt bei ca. 10-15,- DM je lfm mit
ca. 45cm Breite. Für einen 4,5" Newton reicht 1m davon
gerade aus.
Diese Folie ist zwar nicht ganz so pechschwarz wie echter Samt,
dafür aber billiger und leichter zu verarbeiten!
Es gibt mehrere Möglichkeiten der Anwendung:
- Will man nicht das ganze Teleskop zerlegen und ist die "Streulichtbelastung" am Beobachtungsort gering, dann reicht es ggf. aus, nur den Okularauszug und die Tubuswand gegenüber dem Okularauszug zu bekleben. Auch eine evtl. vorhandene Taukappe kann damit ausgekleidet werden, sofern diese nicht schon speziell beschichtet ist.
- Wenn sowieso eine Neujustierung des Newton-Teleskops ansteht, dann kann man es auch gleich ganz zerlegen und die Innenwand (und natürlich auch den Okularauszug) komplett bekleben. Vor dem Zerlegen sollte man unbedingt an allen Teilen Markierungen anbringen, um diese beim Zusammenbau in der gleichen Orientierung wieder zusammensetzen zu können, das vereinfacht die anschließende Justierarbeit.
Bei den üblichen "Amateurteleskopen"
mit ca. 75-150mm Durchmesser ist es ratsam, den Tubus nicht in
einem Stück beklebenn zu wollen.
Bahnen von ca. 20cm Breite sind zu empfehlen, damit kann man noch
einigermaßen Falten- und Blasenfrei arbeiten. Dazu zieht man
zuerst nur ca. 3-5cm der Schutzfolie ab und klebt diesen Anfang
möglichst rechtwinklig ins Rohrende (siehe Bilder unten), es
darf am Ende ruhig 1-2cm überstehen, da der Ansatz
erfahrungsgemäß doch nicht so perfekt ist und es am Schluß,
wenn man einmal ringsherum ist, doch ziemlich krumm wird. Aber
das macht nichts, nur sollte man nach Möglichtkeit versuchen die
Folie ohne Falten und Blasen anzubringen.
Paßt der Ansatz, zieht man nach und nach weitere 5cm der
Schutzfolie ab und reibt die Folie Stück für Stück ins Rohr.
Die Folie klebt zwar hervorragend, so daß man sie notfalls auch
herausreissen und nochmals beginnen kann, aber dabei verzieht sie
sich und beim nächsten Versuch gibt es dadurch nur noch mehr
Falten. Also darauf achten, daß schon der erste Versuch paßt!
Hat man die erste Bahn fertig, geht man mit der nächsten genauso
vor, wieder 1-2cm über die vorherige Bahn überlappen lassen.
Ist nun das ganze Rohr ausgekleidet, nimmt man ein neues
(superscharfes) Teppichmesser und schneidet die überstehenden
Ränder und das Loch für den Okularauszug aus. Borhlöcher
werden mit einer Nadel vorsichtig freigestochen. Vorsicht Finger!
Bevor man nun alles wieder zusammenbaut, sollte man das Rohr innen noch mit dem Staubsauger von Abrieb und Fusseln befreien.
Auch den Okularauszug beklebt man am besten im ausgebauten Zustand, so daß man leichter von beiden Seiten herankommt. Ein Stift hilft dabei, die Folie ringsherum anzudrücken.
Einige Bilder dazu...
Abb.1 - So sah der Hauptspiegel die Welt (bei Tag) vor der Beklebung mit Folie. Der mattschwarze Lack reflektiert unter diesem flachen Winkel einfallendes Licht sehr stark. (Aufnahme ohne Blitzlicht)
Abb. 2 - Blick von vorn Richtung Hauptspiegel. Mit Blitzlicht glänzt der schwarze Lack soagr richtig silbern.
Abb. 3 + 4 - Der erste Streifen der samtigen Folie ist eingeklebt, der Unterschied zum unbeklebten Teil des Rohrs ist enorm. (Aufnahmen ohne Blitz)
Abb.5 - Der Ansatz des zweiten Folienstücks ist befestigt, nun wird die Schutzfolie wieder ein paar Zentimeter abgezogen und der Samt angedrückt...usw., bis man einmal herum ist. (Aufnahme mit Blitz, stark überbelichtet)
Abb. 6 - Die "Aussicht" des Hauptspiegels nach dem Bekleben. Eine enorme Verbesserung gegenüber Bild 1. (Aufnahme ohne Blitz)
Abb. 7 - Die Überlappungsbereiche und die Falten in der Folie sind hier zu erkennen. (Aufnahme mit Blitz)
Abb. 8 - Blick in den beklebten und wieder zusammengebauten Tubus (Aufnahme ohne Blitz, stark überbelichtet)
Abb. 9 - Der Hauptspiegel des Teleskops. Er wird von drei mit Gummi gepolsternten Klammern nur ganz locker festgehalten, um Verspannungen im Glas zu vermeiden.
Abb.10 - Der gelbliche Belag war nur Schmtz (zum Glück keine Kratzer), der sich mit Alkohol vollständig beseitigen ließ. Bei der Reinigung des Spiegels sollte man sehr behutsam vorgehen, um die hauchdünne und empfindliche Oberflächenverspiegelung nicht zu beschädigen.
Bild 11+12+13 - Bevor das Teleskop zerlegt wird, sollte man Markierungen anbringen, was den späteren Zusammenbau erleichtert. Auch solche Fotos können hilfreich sein!
Viel Spaß beim bekleben & beobachten!