Kürzung des Teleskoptubus
Da bei meinem 4,5"/900mm Spiegelteleskop
der Brennpunkt zu nah am Okularauszug lag, war es nicht möglich
eine Spiegelreflexkamera im Primärfokus zu betreiben.
Da der Tubus nur aus einem dünnen Stahlblech besteht lag es
nahe, diesen einfach ein wenig zu kürzen, damit der Brennpunkt
weiter aus dem Okularauszug herauskommt.
Natürlich muß man bei einer solchen Aktion auspassen: Rückt der Primärspiegel zu nah an den Sekundärspiegel, kann es passieren, dass dieser zu klein für das Lichtbündel wird und somit Licht "verschenkt" wird. Außerdem muß man aufpassen, dass nach dem Umbau der Verfahrweg des Okularauszugs noch ausreicht, um mit allen Okularen scharf stellen zu können. Besonders Brillenträger müssen hierbei Acht geben, dass auch eine Benutzung des Teleskops ohne Brille noch möglich ist!
Der Umbau an sich ist unkompliziert, aber etwas Vorbereitung ist schon nötig:
Ist der Unterschied zwischen Minimum und Maximum kleiner als etwa 8mm, dann sollte man von dem Umbau Abstand nehmen und auf die Fotografie im Primärfokus lieber verzichten, denn man sollte bedenken, dass auch zu einem späteren Zeitpunkt gekaufte Okulare problemlos verwendet werden können, was dann aber ggf. nicht mehr möglich ist.
In meinem Fall sah es folgendermaßen aus: Für
die Verwendung einer M42 Kamera samt Adapter war eine Kürzung
von etwa 15mm nötig. Meine Okulare hätten eine Kürzung von
max. 28mm erlaubt, wobei der Okularauszug einen Verfahrweg von
ca. 40mm erlaubt.
Daher habe ich mich auf die Mitte geeinigt und den Tubus am
hinteren Ende um ca. 20mm gekuerzt, um für beide
Anwendungsfälle noch genug Spielraum zu haben.
Das ist ziemlich ideal, denn zuvor musste ich den Okularauszug
immer im fast eingefahrenen Zustand betreiben, so dass dieser
immer 1-2cm in den Tubus hineinragte, das ist jetzt nicht mehr
der Fall.
Abb. 1 - Mit der Schieblehre kann man ganz einfach eine Markierung ringerherum in den Lack kratzen. Die neuen Markierungen für eine der Bohrung ist auch schon vorhanden.
Wie bereits in dem Artikel zur Samtauskleidung beschrieben, wurde sowohl der Tubus als auch der Spiegelhalter mit Markierungen versehen, die einen späteren Zusammenbau erleichtern. Um den Betrag versetzt, um den man das Rohr kürzen will, muß man freilich nochmal dieselben Markierungen anbringen, sobald die Spiegelhalterung abmontiert wurde. Wie das Bild zeigt, hilft eine Schieblehre dabei den gewünschten Abstand exakt in den Lack zu kratzen.
Abb. 2 - Die "Knabberzange". Diese stanzt ca. 1,5x6mm große Stückchen aus bis zu 2mm starken Blechen oder Kunststoffen ohne diese dabei nennenswert zu verformen.
Mit Hilfe einer "Knabberzange" läßt sich das Blech des Tubus dann recht leicht ringsherum wegzwicken, ohne daß sich das Blech dabei nennenswert verformt. Eine gute Blechschere sollte auch funktionieren, allerdings ist die Gefahr daß der Tubus dabei seine runde Form verliert viel größer, man muß ihn dann ggf. mühsam wieder zurechtbiegen. Sägen ist bei einem so dünnen Blech ohne die Möglichkeit es einspannen zu können nicht empfehlenswert.
Abb. 3 - Etwa die Hälfte ist schon geschafft.
Ist dieser Schritt geschafft, entschärft man scharfe Grate
noch mit einer Feile.
Nun kann der Spiegelhalter wieder aufgesetzt und an den vorher
angebrachten Markierungen ausgerichtet werden.
Mit einem Blick durch den Okularauszug prüfen, ob der Spiegel
einigermaßen rechtwinklig zum Rohr sitzt, dann werden die
Bohrlöcher am Tubus angezeichnet und mittig angekörnt. Jetzt
nimmt man den Spiegelhalter wieder ab und bohrt mit einem
Holzborher (wegen der Zentrierspitze!) die Löcher, wobei man von
der Innenseite mit einem Holzklötzchen dagegendrückt, damit
sich das dünne Blech nicht durchbiegt.
Es müssen nicht unbedingt Langlöcher sein - wenn man präzise
arbeitet, dann genügen auch kreisrunde Löcher mit 0,5mm
größerem Durchmesser als die Schrauben.
Bei allen diesen Arbeiten zeigt das Tubusende immer ca. 45° nach unten, damit die Späne heraus und nicht hineinfallen! Trotzdem ist eine intensive Nachbehandlung des Inneren mit dem Staubsauger angebracht, besonders wenn der Tubus mit Samt ausgekleidet ist.
Nun kann man die Spiegelhalterung endgültig wieder einsetzen
und festschrauben. Eine Neujustierung ist trotz aller Sorgfalt
natürlich trotzdem fällig.
..Viel Spaß beim beobachten & fotografieren!
(c)
06.09.2003, URL:
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