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Einfacher Filter für Infrarotbilder - Selbstgebaut!


Abb. 1 Ein unbelichtetes aber entwickeltes Dia im Rahmen auf einen Filter-oder Adapterring geklebt ergibt einen recht guten Filter für IR-Aufnahmen


Eines gleich vorweg, um ein häufiges Missverständnis auszuräumen:"Wärmestrahlen" kann man damit nicht sichtbar machen! Das können aber herkömmliche Filter und Filme für die Infrarotfotografie genausowenig! Will man "echte" Thermobilder machen, so ist eine Spezialkamera nötig, die deutlich mehr als ein Mittellklassewagen kostet!

Allerdings werden für die "herkömmliche" Infrarotfotografie relativ teuere und schwer zu handhabende IR-sensitive Filme und Gelfilter verwendet - das selbe können (die meisten) Digitalkameras aber viel einfacher, wenn auch vielleicht nicht ganz so gut.
Die IR-Empfindlichkeit haben die allermeisten Digitalkameras nämlich schon "eingebaut", sprich: der CCD-Sensor hat auch noch im Infrarotbreich eine recht gute Empfindlichkeit.

Man kann sehr einfach (auch ohne Filter) testen, ob die Kamera IR-Empfindlich ist oder nicht: einfach eine Infrarotfernbedinung vor die Kamera halten und eine Taste drücken und dabei den Monitor der Kamera beobachten - es muss ein helles weisses Licht sichtbar werden das evtl. blinkt:

 

Da Infrarot aber für den Menschen nicht sichtbar ist und auch von der Kameraelektronik nicht als Farbe des auszuwertenden Spektrums betrachtet wird, kann es nur als Helligkeitsinformation und nicht als "Farbe" interpretiert werden - dies hat auch zur Folge, dass IR-Bilder nur s/w sind, sofern wirklich alle sichtbaren Komponenten weggefiltert wurden.

Für die Infrarotfotografie kommen üblicherweise folgende Filter zum Einsatz:

Filterbezeichnung Grenzwellenlaenge in nm
"Rotfilter" - diese sind für das Auge noch durchsichtig:
25 580nm
29 600nm
70 645nm
89B 680nm
88 700nm
echte IR-Filter, diese sind für das menschliche Auge undurchsichtig:
88A 720nm
87 740nm
87C 790nm
87B 820nm
87A 880nm


Daraus ist schon ersichtlich, dass das Auge Wellenlaengen bis etwa 700nm wahrnehmen kann.
Dies ist aber keine "absolute Grenze": Die Empfindlichkeit des Auges hört hier nicht schlagartig auf, sie nimmt nur sehr stark ab. Zudem ist das Empfindlichkeitsspektrum bei jedem Menschen ein wenig anders.


Da echte IR-Filter (Vorsicht: gemeinst ist kein IR-Sperrfilter, sondern einer, der nur IR durchlässt!) recht teuer sind, ist es sicher sinnvoll zumindest für einfache Experimente nach einer günstigen Alternative zu suchen:
Zum einen kämen hier Kunststoffscheiben in Frage, wie sie z.B. oft als Abdeckung auf IR-Fernbedienungen zu finden sind. Diese sind aber von den Abmessungen her meistens zu klein, so dass man sie leider nicht sinnvoll als Filter für die Kamera verwenden kann.

Deutlich besser sind da schon die Abmessungen eines Kleinbild-Dias!
Und ein unbelichtet entwickeltes Dia hat genau die richtigen Eigenschaften:
es ist "schwarz" (beinahe undurchsichtig), hat aber in infraroten eine recht gute Durchlaessigkeit.

Damit nicht das Fremdlicht stört (wenn das Dia doch kleiner als die Kameralinse ist), rahmt man ein solches Dia in einem Kunststoffrahmen und befestigt es vor der Kamera. Am einfachsten auf einen nicht mehr benötigten UV-Filter kleben! Das hat auch gleich den Vorteil, dass man die emfpindliche Schichtseite des Dias mit dem Glas des Filters gegen Fingerabdrücke und sonstige Verunreinigungen schützen kann.
Es empfiehlt sich die zur Kamera gerichtete Seite des Diarahmens mit einem schwarzen Stift zu bemalen um Reflexionen zu verringern.
Falls das Dia doch zu klein sein sollte ist es auch nicht so schlimm, man hat dann eben einen etwas kleineren Bildausschnitt, den man spaeter am Computer von seinem schwarzen Rahmen befreien kann. Auch hier gibt es bereits ein Programm, das JPEG-Bilder ohne Neukompression zuschneiden kann, siehe Infos unter "Links".

Bei meiner Olympus C2000 hat aber das KB-Dia mit dem Rahmen genau die richtige Abmessung und es kommt zu keiner Vignettierung.
Falls die Größe wirklich kritisch sein sollte, so kann man ja nach einem MF-Dia Ausschau halten, was allerdings schwieriger zu bekommen sein dürfte (evtl. bei einem Fotografen nachfragen).

 

Hier einige Bilder zur Veranschaulichung einmal mit und ohne den Filter:

Folgendes fällt an den Bildern auf:
Im Bild rechts oben ist der Himmel dunkelblau/violett, der Rest des Bildes schwarz/weiss. Ich vermute, dass das Dia nicht nur im Infrarotbereich, sondern auch fuer UV und auch noch etwas im extremen blau/violett durchsichtig ist und daher die Farbe des blauen Himmels mit relativ hohem UV-Anteil gerade noch als sichtbares blau/violett durchgelassen wird. Wie der Test unten zeigt liegt dies am verwendeten Konika-Film, der Kodak läßt auch kein blau mehr durch.

Charakteristische Eigenschaften eines IR-Bildes:

Es fällt v.a. im oberen Bild auf, dass sowohl der Zaun, als auch der Holzstiel der blauen Kugel im IR-Bild deutlich dunkler als z.B. die roten Blätter des Baumes sind.
Dies wird als "Wood-Effekt" bezeichnet und hat mit dem besonders hohen Reflexionsvermögen des Blattgrüns im IR-Bereich zu tun.
Auch auf dem unteren Bild wird dies deutlich: auf dem linken Bild sind die Blätter im Hintergrund (Schatten) sehr dunkel, rechts dagegen sind dieselben kaum dunkler als die Blätter im Vordergrund. Die Zaunlatte dagegen (links im Bild, teilweise durch Blätter verdeckt) ist wieder deutlich dunkler als die (lebenden) Pflanzen daneben, auf dem IR-Bild ist diese wiederum dunker als die Blätter im Schatten - obwohl beide im linken Bild ungefaehr gleich dunkel sind!

Wirklich interessant sind IR-Fotos erst bei strahlendem Sonnenschein, da dann auch die IR-Einstrahlung am größten ist. Bei bedecktem Himmel dagegen wirken IR-Bilder wegen des viel geringeren Wood-Effektes eher langweilig und sind eigentlich nur mittelmäßige Schwarzweissbilder.

Weitere IR-Bilder sind in der Bildergalerie zu finden!

 

Desweiteren scheint die Wahl des Filmes eine nicht unentscheidende Rolle zu spielen:
Die Bilder oben und die IR-Fotos in der Galerie wurden alle mit einem Konika 100ASA Farbdia als Filter gemacht.

Testweise habe ich nun einmal auch einen Kodak Elite 100ASA verwendet, der Unterschied ist sehr deutlich:

mit Konika 100ASA mit Kodak Elite 100ASA

Beide Aufnahmen sind völlig unbearbeitet und lediglich auf ein drittel verkleinert.
Bei beiden Aufnahmen: 1/20sek., Blende 2.0, ISO400.

Welchen man bevorzugt ist sicherlich Geschmackssache, beim Konika kommen die Blautöne noch ganz gut durch wodruch die Bilder besonders ungewöhnlich wirken, mit dem Kodak wird es dagegen fast vollstänmdig Schwarzweiss, aber die "weissen Pflanzen" im Sonnenlicht sind genauso deutlich erkennbar.

 

 


(c) , 06.09.2003, URL: http://www.emling.de
Alle Angaben auf dieser Seite sind ohne Gewaehr!