Sonnenfilter selbstgebaut

Um durch ein Teleskop (Fernrohr, Fernglas, Feldstecher,...) die Sonne gefahrlos beobachten zu können, braucht man einen Filter, welcher die Lichtmenge auf ein für das Auge erträgliches und ungefährliches Maß verringert. Üblicherweise wird hierfür ein Filter mit der Dichte 5 verwendet, dieser dämpft das Licht 100000-fach, er läßt also 0,001% des Lichts durch.

Hin und wieder findet man Tips wobei sog. "Rettungsfolie" als Sonnenfilter empfohlen wird. Da diese Folien aufgrund des "normalen" Verwendungszwecks kein Präzisionserzeugnisse sind, ist aus mehreren Gründen vom Gebrauch als Filter dringend abzuraten:

• Das unsichtbare(!) UV-Licht (=>"Sonnenbrand") wird nicht ausreichend gedämpft, so dass Schädigungen der Augen nicht auszuschließen sind.
• Die Folie ist nicht ausreichend reissfest
• Der Dämpfungsfaktor kann stark schwanken und ist auf jeden Fall geringer als Dichte 5. Nimmt man diese Folie doppelt, so dämpft sie zu stark, außerdem leidet dadurch die Bildqualität enorm.
• Die Dicke der Folie ist keineswegs exakt konstant über die Fläche. Dies ist aber eine Grundvoraussetzung für gute optische Eigenschaften.
• Es befinden sich winzigste Löcher in der Metallisierung durch welche das Licht (fast) ungehindert hindurchtreten kann - diese erzeugen Streulicht und ergeben ein unscharfes, "matschiges" Bild.
  

Für den Bau eines Sonnenfilters sollte man sowohl zum Schutz der Augen als auch für eine gute Bildqualität ein paar Mark mehr anlegen und sich z.B. die "Astro-Solar" Sonnenfilterfolie von Baader leisten:
Diese kann man direkt online bei www.baader-planetarium.de bestellen (DM 38,- für einen DIN A4 Bogen), es gibt aber exakt dieselbe Folie auch zum halben Preis (DM 19,-) bei www.astromedia.de im Onlineshop.

Der Folie liegt auch eine Anleitung bei, wie man eine Befestigung für das Teleskop bzw. das Fernglas baut.
Diese erschien mir jedoch nicht stabil genug, deshalb habe ich selber eine Halterung für die Folie gebastelt welche zusätzlichen Komfort bietet, wie die nachfolgende Beschreibung zeigt...

Abb.1 - Die "Innenseite", welche zum Teleskop weist. Es ist übrigens egal wie herum man die Folie verwendet.

Zum Aufbau:
Aus dünnem Sperrholz (3-5mm) mit der Laubsäge zwei Ringe ausschneiden, an einem läßt man nach außen noch eine Art "Griff" stehen.
Diese werden mit Feile&Schleifpapier sauber von abstehenden Spänen befreit, zentrisch aufeinandergelegt und an mindestens 6 Punkten durchbohrt (8 bis 12 Bohrungen wären sogar noch besser). Die Hälfte (oder mehr) der Bohrungen dient dazu, die beiden Brettchen mit Senkkopfschrauben zusammenzuspannen und somit die dazwischengeklemmte Folie zu halten. Die restlichen Löcher (3 oder 4 genügen) dienen der Befestigung des Ganzen Filters am Teleskop. Dieser "Griff" muß dabei zum Okularauszug weisen wie unten zu sehen ist.

Für kleinere Teleskope (bis 8") ist es zu empfehlen einen Filter für die gesamte Öffnung des Teleskops zu bauen, bei noch größeren Öffnungen kann man auch einen kleineren "off axis" Filter bauen, damit der A4-Bogen reicht - die Lichtstärke sollte auf jeden Fall ausreichend sein.

Abb. 2 - Die Außenseite. Die Verschraubung der Brettchen ist zu sehen. Die Folie sollte möglichst glatt, aber unbedingt ohne Spannungen dazwischengeklemmt sein. Lieber ein paar Falten als Spannungen in der Folie!

Abb. 3 - Die beiden Brettchen von der Seite. Dazwischen befindet sich die Folie.
Die Seite welche Richtung Teleskop zeigt (auf dem Bild oben) sollte noch schwarz lackiert oder besser mit einem schwarzen Stoff (nicht fusselnd!) beklebt werden.
Schwarzen selbstklebenden "Kunst-Samt" bekommt man z.B. im Baumarkt (meist bei Deko/Tapeten) für ca. 12,- je lfm bei ca. 45cm Breite.
Dieser läßt sich einfach verarbeiten und fusselt garantiert nicht.

Abb. 4 - An den "Griff" des einen Brettchen wird noch ein Stück weißer Kunststoff (ca. 15x30cm, ca. 2-3mm dick) angeschraubt und rückseitig mit schwarzer Folie beklebt (gegen Streulicht). Dieser dient als Sonnenblende, damit man bei hellem Sonnenschein im Okular auch etwas erkennt und einen kühlen Kopf bewahrt. :-)
Sofern das Sperrholz sehr dünn und leicht ist, kann man sich auch die Plastikplatte sparen und das ganze komplett aus einem Stück Sperrholz fertigen.

Abb. 5 - So sieht der fertig montierte Filter aus. Vorn ist das Kunststoffbrettchen weiß, damit es sich nicht so stark aufheizt.
In den vorderen Ring des Teleskops wurden 3 Gewinde (M3) geschnitten an welchen der Filter befestigt werden kann.
Es ist zu empfehlen, hierfür Schrauben mit einem Rändelkopf zu verwenden, damit man den Filter ohne Werkzeug (de)montieren kann.

Wie auf dem Bild zu erkennen ist, habe ich über den Sucher des Teleskops einfach eine schwarze Kunststoffhülse eines Okulars gestülpt.
Den Sucher braucht man nämlich nicht: Man richtet das Teleskop einfach so aus, dass sich am Boden ein kleinstmöglicher, ovaler Schatten ergibt und schon hat man die Sonne im Okular.
Wer auf den Sucher trotzdem nicht verzichten möchte, kann sich aus einem Reststück der Filterfolie (eine kleine Ecke bleibt beim Ausschneiden des großen Filters sowieso übrig) einfach auch einen Filter für den Sucher (oder ein Fernglas..) bauen.

Wichtig: Man muß sich vor jeder Anwendung des Filters davon überzeugen, dass die Folie unbeschädigt ist und die gesamte Fläche des Teleskops bedeckt. Beschädigte Folien sofort zerstören und entsorgen!

(c) 06.09.2003, URL: http://www.emling.de
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