Fadenkreuzokular selbstgebaut
Man nehme...
ein Okular vom Typ Kellner (auch manche Huygens sind geeignet)
mit "mittelmäßiger" Qualität und kurzer Brennweite
(6-10mm), schraube die Blende heraus, befestige zwei feine
Drähtchen oder dünne Haare rechtwinklig und zentrisch auf der
Innenseite dieser Blende, schraube die Blende wieder hinein, so
dass das Fadenkreuz im Brennpunkt liegt und fertig ist das
Fadenkreuzokular.
Ein paar Bildchen die den Aufbau veranschaulichen:
Abb. 1 Wenn man von einem Kellner-Okular
die (meist) verchromte Steckhülse abschraubt, dann kommt man
leichter an die eingeschraubte Blende heran.
Wenn man Glück hat - so wie ich - dann hat diese Blende oben
zwei Schlitze, so dass man sie mit einer breiten Klinge einfach
herausdrehen kann. Evtl. muss man vorher noch den Sicherungslack
am Rand abkratzen.
Abb.2 Hier ist im Grunde schon alles fertig.
Man legt die Blende mit der Seite, die normalerweise den Linsen zugewandt ist nach oben (wie abgebildet) auf ein Blatt Karopapier und spannt zwei hauchdünne Drähtchen oder Haare darüber (mit Klebestreifen am Papier befestigen). Das Karopapier macht es recht einfach, einen rechten Winkel zu bilden. Je länger die Drähtchen sind, umso leichter kann man sie rechtwinklig ausrichten (mind. 15cm lang).
Dann verschiebt man die Blende vorsichtigst so,
dass sich die Drähte exakt mittig über der Blende kreuzen. Nun
spannt man einen Draht leicht nach, indem man beidseitig von der
Blende ein kleines Gewicht (Kugelschreiber o.ä.) drauflegt. Nun
kann man vorsichtig zwei kleine Tröpfchen Kleber aufbringen, um
den ersten Draht zu fixieren.
Ist der Kleber trocken, kann man noch etwas mehr Klebstoff
großflächiger draufgeben, damit es auch wirklich gut hält.
Man muss aber darauf achten, dass der Kleber weder auf das Gewinde noch in die Blende hineinläuft!
Ist alles gut durchgetrocknet, so kann man mit
den Gewichten den zweiten Draht spannen und auch diesen genauso
wie den anderen festkleben (nochmal prüfen, ob es auch wirklich
zentrisch und rechtwinklig ist!).
Wenn man soweit fertig ist und der Kleber ausgehärtet ist, kappt
man die vier Drahtstückchen vorsichtig mit einem Teppichmesser.
Nun kann man die Blende auf der Innenseite noch mit einem
schwarzen Permanentstift anmalen um Streulicht zu minimieren.
Vorsicht: keinesfalls dabei die Drähtchen berühren!
Abb. 3 Hier ist nochmal die fertige Blende
von der anderen Seite aus zu sehen.
Man kann sie nun vorsichtig wieder ins Okular schrauben und zwar
genau soweit, dass man das Fadenkreuz scharf abgebildet sieht,
wenn man durchschaut. Die Blende sollte man dann noch mit einem
winzigen Tröpfchen Klebstoff gegen versehentliches verdrehen
sichern.
...Fertig ist das Fadenkreuzokular. :-)
Abb.4 Obwohl ich die feinsten Drähtchen
aus einem höchstflexiblen Kabel verwendet habe, die ich finden
konnte (im Bild 3 gut zu erkennen), sieht das Fadenkreuz durch
die Vergrößerung des kurzbrennweitigen Okulars (6mm) riesig
aus.
(Mit dem Auge betrachtet sieht das nicht so unscharf aus wie auf
dem Foto :-) )
Verwendet man stattdessen ein Okular mit
längerer Brennweite, dann ist der Vergrößerungseffekt für das
Fadenkreuz freilich auch nicht so groß, aber dafür fällt auch
die manuelle Nachführung am Teleskop bei einer kleineren
Gesamtvergrößerung schwerer, man hat also dadurch nichts
gewonnen.
Daher sollte man sich also schon um besonders dünne Drähtchen
bemühen!
Man kann anstatt der Drähte auch dünne Haare verwenden, jedoch können sich diese mit der Zeit ausdehnen und vorbei ist es mit der Rechtwinkligkeit.
Wer mutig ist, kann auch versuchen ein Doppelfadenkreuzokular auf diese Weise herzustellen, aber das ist freilich deutlich schwieriger, weil man jeweils zwei Drähte exakt parallel und in sehr geringem Abstand ausrichten muss.
Eine Seite wo beinahe dieselbe Vorgehensweise
zum Bau eines Fadenkreuzokulars beschrieben ist, ist hier zu
finden:
http://www.german-navy.de/astro/workshop/fadenkreuz.htm
(c)
06.09.2003, URL: http://www.emling.de
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